Ina Hermanns

 


Ein Staat aus Wachs und Honig

Für die Bilder zum Thema Insekten habe ich Enkaustik, die alte Technik der Wachsmalerei für mich entdeckt. Enkaustik ist eine der ältesten künstlerischen Maltechniken, die schon in den Fayum Portraits aus dem alten Ägypten verwendet wurde. Man arbeitet mit rein natürlichen Materialien: Wachs, Harz, Pigment. Arbeiten mit Wachs, einem Material der Bienen. Warm. Sinnlich. Duftend. Formbar. Flüssiges Wachs sieht aus wie Honig. Erhärtetes Wachs, glatt poliert, erinnert an den Chitinpanzer von Insekten. Die Bilder, eine Mischung aus Relief und Malerei. Ich baue Schicht um Schicht auf und es wird plastisch.

Insektensterben – Bienensterben. Die Thematik des Bienensterbens berührt mich, und ich habe angefangen, mich für Bienen zu interessieren. Die Auswirkungen der schädlichen Eingriffe des Menschen in die Umwelt bleiben meist erst einmal abstrakt. Das Problem des Bienen- und Insektensterbens ist aber inzwischen im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Bei den Insekten ist man zwiegespalten. Sie sind einem meist unangenehm, sie sind nicht weich und kuschelig. Auch vor Bienen hat man manchmal Angst. Aber die Biene ist eines der kleinsten, jedoch wichtigsten Nutztiere und für unsere Nahrungskette äußerst wichtig.

Wenn man sie betrachtet, tut sich eine Welt der Superlative auf: Bienen bestäuben 80% unserer Nutzpflanzen. Eine Biene allein kann nicht überleben. Das eigentliche Tier ist der Bien – ein Superorganismus. Schwarmintelligenz, Effizienz und Organisation, kollektive Intelligenz, trotz extremem Gewusel. Bienen gibt es seit 200 Millionen Jahren. Der Bau der Waben ist eine architektonische Meisterleistung: Perfekte Sechsecke, hohes Raumvolumen und größtmögliche Stabilität. Die Maßeinheit ist dabei der Bienenkörper.

Und die Bienenmisere ist nur das offensichtliche Zeichen für einen Prozess in der gesamten Insektenwelt. Deshalb beschäftige ich mich inzwischen auch mit anderen Insekten. Sie sind für die Nahrungskette genauso wichtig wie die Bienen. Wer weiß außerdem, was in den anderen Insekten noch für Geheimnisse stecken?

A state of Wax and Honey

Working on paintings around insects I discovered the ancient technique of encaustic (painting with wax). It is one of the oldest techniques of artistic painting used as early as in the time of the Fayum portraits of old Egypt.
The materials are purely natural: wax, resine, pigment. Working with wax, the bees´ own material. Warm. Sensual. Smell it. Shape it. Liquid wax looks like honey. Hardened wax, when polished, reminds me of the chitin-covered wings of an insect.The pictures are a mixture of relief and painting. Layer on layer makes it three-dimensional.

The dying out of insects and bees. This issue deeply moves me, and I have taken an interest in bees. The harmful effects of Man interfering in the environment usually seem abstract at first. However, the issue of the dying out of bees and insects has reached public awareness.

The attitude towards insects is ambiguous: Often, they are unpleasant, they are not soft nor cuddly. And bees sometimes cause fear. Yet the bee is one of the smallest, but most useful animals and extremely important for our food chain.

Looking at bees, one finds a world of superlatives: bees pollenize 80% of our crops. One bee alone cannot survive. The actual animal is called the bien – a superorganism. Crowd intelligence, efficiency and organizing, collective intelligence despite seemingly random, frantic activity. Bees have been around for 200 million years. Building a honeycomb is an architectural masterpiece. Perfect six-sided shapes, huge volume and highest stability. The measuring unit being the bee´s body.

Yet the bees´ plight is merely the visible sign of a development in the insects´ world. This is why in the meantime, I have been turning to other insects as well. They are as important for our food chain as bees. And who knows, maybe there are some more secrets in other insects?